Merger mit Signalwirkung: alfa Media zieht erste Bilanz

Im exklusiven Interview mit dem PreMedia Newsletter schildern CEO Jens Emmerich (rechts) und Head of Sales Rainer Lang, wie sie die erste Phase der Übernahme von red.web bewerten und welche weiteren Pläne in der Schublade liegen.

Es war ein Paukenschlag Anfang Oktober vergangenen Jahres, als wir – die alfa Media Partner GmbH – just zur World Publishing Expo in Wien bekanntgaben, den Systemlieferanten red.web aus Koblenz zu übernehmen. Damit erweiterten wir unser ohnehin anerkanntes Software-Portfolio um weitere moderne Produkte für die Redaktion – und den Mitarbeiterstamm auf einen Schlag um 20 motivierte und vornehmlich junge Angestellte. Seit 1. Januar, also seit inzwischen mehr als 100 Tagen, sind die beiden Häuser offiziell eins – Anlass für den PreMedia Newsletter, zwei Verantwortliche aus unserem Haus zu einem Fachgespräch zu treffen. Das Interview ist in der Ausgabe 5/2017 des PreMedia Newsletters erschienen. Mit freundlicher Genehmigung des Fachmagazins veröffentlichen wir es auch auf unserer Homepage.

PreMedia Newsletter (PMN): 100 Tage nun schon gehört red.web, zuvor Geschäftsbereich des Mittelrhein-Verlags in Koblenz, zur alfa Media Partner GmbH in Rödermark. Herr Emmerich, Herr Lang, sind beide Parteien denn schon eine Einheit?
Jens Emmerich: Es wäre vermessen, Ihnen und Ihren Lesern zu schildern, dass bereits alle Prozesse in Rödermark und Koblenz 100-prozentig ineinandergreifen und wir vollends verschmolzen sind, aber dennoch kann ich mit vollster Überzeugung sagen: Ja, wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg! Die Rödermarker und Koblenzer, aber auch die Kollegen in unseren anderen beiden Standorten Kiel und München, ticken sehr, sehr ähnlich und verfolgen die gleiche Philosophie, wie Software heute für ein modernes Verlags- und Medienhaus gestaltet sein muss.
Rainer Lang: Ich kann meinem Kollegen nur beipflichten: Es bewegt sich etwas, wir haben es geschafft, eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Ein Indiz dafür: Mitte März haben wir die Mitarbeiter aller Standorte zu einem großen Mitarbeiter-Event nach Rödermark eingeladen. Die Stimmung war prima, die Chemie stimmt. Letztlich ist das doch mit das Wichtigste, dass sich die Kolleginnen und Kollegen auf Augenhöhe begegnen, offen miteinander sprechen, konstruktiv Kritik äußern können und gemeinsam innovative Ideen auf den Weg bringen.

PMN: Innovative Ideen? Das klingt, mit Verlaub, ein bisschen nach Werbesprache. Geben Sie uns doch bitte ein Beispiel.
Jens Emmerich: Ich kann Ihnen mehrere Beispiele nennen. Wir haben etwa über die Standortgrenzen hinaus in kürzester Zeit ein Produkt namens alfa Skills auf den Weg gebracht. Mit diesem Modul öffnen wir neue Wege der verbalen Interaktion und bieten unseren Kunden die Chance, am technologischen Fortschritt von Amazons virtueller Assistentin Alexa zu partizipieren. Mit unserer App alfa Bazaar beispielsweise haben wir eine völlig intuitive Methode geschaffen, auf einfachste und schnellste Weise Kleinanzeigen digital zu buchen und somit Anzeigenkunden zu gewinnen. Auch das Zukunftsthema „Roboterjournalismus“ hat für uns einen hohen Stellenwert und befindet sich längst nicht mehr nur in der Entwicklerküche. Auch hier können wir unseren Kunden bereits jetzt Nutzen liefern.
Rainer Lang: Das Interesse an diesen neuen Produkten und neuen Features ist groß. Dazu kommt, dass die bisherigen alfa-Kunden starkes Interesse an der Redaktionssoftware aus Koblenz zeigen. Und umgekehrt fragen die früheren red.web-Kunden interessiert beispielsweise nach den Anzeigenlösungen aus Rödermark. Wir können nun eine noch tiefere Integration der Produkte anbieten. Allein die Nutzung der Planungskomponenten kann für viele Kunden künftig eine weitere Verschlankung im Workflow sein – und das geht natürlich einher mit einer weiteren Verbesserung der Wirtschaftlichkeit.

PMN: Bei unseren Besuchen in Verlags- und Medienhäusern merkt man deutlich: Die Branche schaut nach Rödermark und Koblenz. Wie viel Druck spüren Sie?
Jens Emmerich: Wir merken schon, dass auf uns geschaut wird. Es ist klar, dass wir liefern müssen. Aber das müssen wir bereits seit der Firmengründung vor 35 Jahren. Wir können uns keineswegs auf dem Erfolg der vergangenen Jahre ausruhen, sondern müssen uns neuen Ideen und neuen Technologien öffnen. Und genau das haben wir ja mit unseren Kunden gemein. Auch hier zeigt wiederum die Übernahme von red.web: Wir wollen und werden Innovationstreiber bleiben. Alles in allem würde ich den Druck nicht als Last, sondern als gesunden Druck bezeichnen. Dazu passt das Feedback, das wir von unseren Kunden erhalten. Das Gros hat uns zur Übernahme gratuliert und freut sich auf Neues.
Rainer Lang: Wir haben von Anfang an gesagt: Die Übernahme von red.web ist ein Commitment, ein Bekenntnis zur Branche. Wir investieren damit in die Zukunftssicherheit unseres Unternehmens, wir investieren aber auch in die Zukunft unserer Kunden. Diese und auch viele unserer Interessenten vertrauen darauf. Das zeigen die Rückmeldungen – und diese bestätigen uns auf unserem Weg.

PMN: Aber trotzdem ist es doch sicher schwierig, einen Pilotkunden zu finden, der als erstes auf das veränderte Produktportfolio aus Ihrem Haus setzen will?
Jens Emmerich: Hier sind wir in der glücklichen Situation, dass das Mindener Tageblatt sehr früh den Finger gehoben hat. Wer die Tageszeitung und die Redaktion um Chefredakteur Christoph Pepper kennt, weiß, dass es sich hierbei um ein sehr innovatives und modernes Haus handelt. Wenn Ihre Leser dieses Interview in den Händen halten, wird der offizielle Startschuss für das Projekt bereits erfolgt sein. Schon jetzt laufen erste Vorbereitungen für die Umstellung auf Hochtouren.

PMN: Relativ früh nach Bekanntgabe des Mergers hatten Sie geschildert, dass in Rödermark der Fokus künftig ganz klar auf den Anzeigenthemen liegen wird, während Koblenz als Standort für die Redaktionssoftware gestärkt wird. Ergo soll künftig die als red.web bekannte Redaktionssoftware auch bei den bisherigen Kunden, die die alfa-Produkte NewsSuite und MediaSuite nutzen, ausgerollt werden. Mal ketzerisch gefragt: Müssen die Nutzer der bisherige alfa-Software jetzt fürchten, dass ihre Produkte bis dahin nicht mehr weiterentwickelt werden?
Jens Emmerich: Natürlich wurde uns genau diese Frage auch aus dem Kundenkreis gestellt. Unser Versprechen: Nein, das müssen sie selbstverständlich nicht! Aktuelle, in Betrieb befindliche Lösungen werden weiterhin unterstützt. Und das heißt auch, dass wir auch neue Funktionen implementieren. Jedoch werden wir in diesen Modulen keine großen, konzeptuellen Änderungen mehr vornehmen, sondern uns hierbei auf die Koblenzer Module konzentrieren.
Rainer Lang: Wichtig ist auch zu erwähnen, dass wir lieb gewonnene Funktionen, die nicht in den Koblenzer Modulen enthalten sein sollten, überführt werden. Dazu finden regelmäßig interne Konzeptvergleiche statt, und auch schon mit Kunden haben wir uns zu ersten Workshops getroffen.

PMN: Stichwort Kunden: Die Terminfindung für dieses Interview war nicht ganz einfach, da Sie beide verständlicherweise gerade häufig Kunden wie auch Interessenten besuchen, um ihnen in persönlichen Gesprächen Status quo und Roadmap für den Merger zu schildern. Werden Sie dies auch noch einmal gebündelt, beispielsweise im Rahmen eines Kundentags tun?
Rainer Lang: Genau das ist in Planung, Location und erste Redner sind bereits gebucht. Und zwar werden wir unsere Kunden für den 27. Juni nach Frankfurt-Niederrad zu einem Kundentag einladen. Das wird eine sehr gute Gelegenheit bieten, in großer Runde – wie Sie es sagten – Status quo und Roadmap zu präsentieren. Dabei blicken wir natürlich auch über den Tellerrand, sodass es auch Impulse von außen geben wird.

PMN: Bitte plaudern Sie doch ein bisschen aus dem Nähkästchen: Welche Pläne liegen denn sonst noch so bei Ihnen in Rödermark, Koblenz, Kiel und München in den Schubladen?
Jens Emmerich: Hier wollen wir natürlich nicht zu viel verraten. Dennoch: Unter dem Zukunftskonzept „Virtual Newsroom“ werden wir den Nutzen für die Redaktion weiter ausbauen und damit anderen Software-Anbietern, die uns vielleicht in deren Segment noch nicht als Marktbegleiter auf dem Schirm haben, Konkurrenz machen. Wir werden neue App- und E-Paper-Angebote beschleunigt vorantreiben und komplette Systeme als „Software-as-a-Service“-Lösung anbieten. Das wird spannend, darauf freuen wir uns.

PMN: Ein Blick in die Zukunft: Wir treffen uns exakt in einem Jahr wieder. Was glauben Sie: Wie werden Sie dann den Merger von alfa Media und red.web bilanzieren?
Jens Emmerich: Ein Blick in die Kristallkugel ist natürlich nicht einfach. Jedoch bin ich komplett davon überzeugt, dass der Zusammenschluss der richtige Schritt war. Ich sehe die Situation in einem Jahr so: Wir sprachen vor wenigen Augenblicken bereits über das Mindener Tageblatt. Das Haus in Ostwestfalen wird dann bereits seit einigen Monaten erfolgreich mit der neuen Software-Konstellation arbeiten, da bin ich mir sicher. Weitere Häuser werden umgestellt haben bzw. mitten in der Umstellung sein. Und selbstbewusst sage ich, dass auch ein Neukunde zufrieden mit unseren Lösungen arbeiten wird.

PMN: Vielen Dank für das informative Gespräch. Wir wünschen Ihnen und Ihren Mitarbeitern für die Zukunft alles Gute!

Das Interview führte Karl Malik für den PreMedia Newsletter.